Alle zwei Wochen setzt sich Rainer Sigl an seine Tastatur und schreibt dir einen Brief. Ja, dir. Es geht um die großen, wichtigen, letzten Dinge: Sex, Tod, die Liebe, das Leben, den Sinn des Ganzen. Und um Videospiele. Große, kleine, teure, obskure, die Menschen, die sie machen, kritisieren, spielen und lieben. Kurzum: Es geht ans Eingemachte. „Brief und Sigl“ ist eine Depesche aus dem Ludoversum.
Wien, 12.11.2022
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich hab ja letztes Mal schon ein wenig von meiner mäßigen Begeisterung für den AAA-Hochglanz geschrieben und auch die altbekannten Gründe für die Risikoaversion großer Titel in Erinnerung gerufen.
Anlässlich des Erscheinens von God of War: Ragnarök habe ich aber nochmal darüber nachgedacht (und auch eine dementsprechend eher polemische Besprechung des Spiels für FM4 verfasst). Vorweg: Ich will die offenkundigen Qualitäten dieses Spiels – grafisch, inszenatorisch, in Sachen Ausstattung, Design, Technik – nicht in Frage stellen. Aber beim Spielen und beim Lesen der von allen möglichen anderen Seiten eintrudelnden enthusiastischen Rezensionen haben sich mir dann doch ein paar Fragen aufgedrängt: Genügt uns das? Wirklich? Ist das zugegeben bombastische und fehlerfreie Wiederaufwärmen des bekannt Erfolgreichen wirklich genug für all die Lorbeeren? Wenn so ein „Meilenstein“ aussieht – wohin soll dieser Weg dann führen?
Mir auch. Und da ich beruflich nichts mit Spielen zu tun habe, ist das wohl nicht der Grund.
Dass Spiele wie das neue God of War als Meilenstein deklariert werden, bedarf natürlich bedeutende Stimmen, die hier die Mainstream-Medien sind. Was auf GameStar & Co in den letzten Jahren alles als Meisterwerk abgefeiert wurde, ist mir so egal, dass sich meine Kiefermuskulatur nicht mal für einen Gähner bewegen will.
Einen Markt, der immer mehr Nicht-Nerds als Gamer:innnen beinhaltet, wird es für so Hochglanz-AAA-Spiele auf jeden Fall geben. Insofern: bitte, sollen sie halt auch in Zukunft weiterhin entwickelt werden.
Aber dass das von Games-Journalist:innen so abgefeiert wird, nun ja … Ich verstehe es genau so wenig wie Herr Siegl. Der Anspruch der großen Redaktionen ist halt schon lange kein hoher mehr, sondern (mehr oder weniger freiwillig) dem SEO-Diktat unterworfen. Deshalb lese ich auch lieber Kolumnen wie diese, als den großen Rest.
Ob sich in nächster Zeit einer der großen Publisher traut, in etwas wirklich Neues zu investieren, wage ich zu bezweifeln. Dafür funktioniert das immer Gleiche einfach zu gut. Die Innovation wird mal wieder woanders herkommen müssen.
nur gut, dass der Herr Sigl regelmäßig Indieperlen präsentiert
Da findet man die eigentlichen Meilensteine die irgendwann evtl in die AAA übernommen werden.
Ich warte ja schon auf die AAA Produktion von Vampire Survivor
Das wird sowas von kommen! Es gibt bereits jetzt unzählige Mobilegame-Klone, die sich am Konzept versuchen, aber am runzeligen Charme eines Vampire kommt keine*r vorbei.
Da bin ich mit meinem Spieledesigner des Herzens (Dinga Bakaba) einer Meinung: GOTY 2022 (mit Elden Ring auf dem Thron).
Wusstet ihr, dass die fast jede Woche neuen Content nachliefern?
hast du Brotato gespielt? das ist auch so geil!
Vampire Survivors in „AA“ gibt’s doch schon fast genau so und nennt sich Alienation oder Nex Machina.
Für die Spiel des Jahres Liste will ich übrigens die Kategorie „bestes/innovativstes Spielgenre“ haben. Gewinnt natürlich das Vampire survivor-Genre mit einem Klacks, weil es einfach mit Abstand den meisten spielerischen Impact dieses Jahr erzeugt hat.
Uff, dann doch jederzeit lieber ein GOW als ein Vampire Survivor. Aber ich bin auch einfach gestrickt.
Vampire Survivor ist ja auch nicht sonderlich gut. Man könnte in dem Genre aber schon durchaus gutes hinkriegen, Brotato geht da schon in eine nicht so schlechte Richtung. Wobei ich auch nicht weiß ob „Wir lassen einfach den rechten Stick weg und haben nurnoch Autoaim“ so extrem innovativ ist.