Es geht um die großen, wichtigen, letzten Dinge: Sex, Tod, die Liebe, das Leben, den Sinn des Ganzen. Und um Videospiele. Große, kleine, teure, obskure, die Menschen, die sie machen, kritisieren, spielen und lieben. Kurzum: Es geht ans Eingemachte. „Brief und Sigl“ ist eine Depesche aus dem Ludoversum.
Wien, 31.12.2022
Liebe Leserin, lieber Leser,
Wenn du das liest, ist das Jahr 2022 schon im Rückspiegel und damit Geschichte. In den letzten Wochen haben hier und anderswo Rückblicke die Content-Fabriken gefüllt: Die besten Spiele des Jahres, die größten Aufreger, Skandale, Misserfolge. Die Frage, ob das vergangene ein „gutes Spielejahr“ war, wird mit absurder Ernsthaftigkeit durchdekliniert in Foren, Twitter-Diskussionen, Meinungsartikeln. Diese Tage jeden beliebigen Jahres sind, polemisch gesprochen, die einzigen, in denen der Blick in diesem Medium nach hinten gerichtet ist.
Dass sich so betrachtet dann perfekt und mit höchstmöglichem Aufwand auf Massengeschmack hingetrimmte Allerweltsallgemeinplätze wie das letzte God of War als selbstverständlich atemlos bejubelte GOTY-Kandidaten einfinden, haben wir ja hier schon mal besprochen; an dieser Stelle übrigens zu diesem Thema hier der vermutlich beste Text über dieses Spiel, den ihr ziemlich sicher bisher übersehen habt, über „objektiv gutes Gamedesign“.
Sehr geehrter Herr @RainerSigl,
an folgender Stelle
aus Ihrem gelungenen Text musste ich an das Objekt klein a aus der lacanianischen Psychoanalyse denken. Durch diese Verbindung fallen mir auf Anhieb zwei weitere Textideen ein. Aber das ist vielleicht etwas für einen viel
späteren Brief & Sigl.
Dass Sie am Ende bewusst auf eine anale Sprache zurückgreifen („mehr alten Scheiß“), hat mich (wie sicherlich von Ihnen intendiert) zum Schmunzeln gebracht.
Auch fernab dieser kleinen Beobachtungen hat mich Ihr Text wie meistens (nicht immer) erheitert.
Tja, ich lebe nicht umsonst circa 500m von Freuds Couch entfernt. Danke für die Ergänzung, auf ein gutes Neues!