Im allgemeinen Sprachgebrauch wird etwas als Schema F bezeichnet, das bürokratisch-routinemäßig, stereotyp, mechanisch oder gedankenlos abläuft. Das soll hier natürlich nicht passieren. Ich möchte mit Menschen aus der Branche sprechen und Dinge erfahren, die mich aus noch so seltsam hergeleiteten Gründen interessieren. Das kann sehr banal oder auch sehr persönlich sein.
Mein heutiger Gast ist Jörg Langer und, ich möchte ehrlich sein: Mit ihm zu sprechen war mir ein Herzensanliegen, um vergangenen Zwist niederlegen und abschließen zu können. Ich nahm Jörg früher immer als Reizfigur war. Ein dankbares Feindbild für Menschen, die von modernem Spielejournalismus eine andere Vorstellung haben. Nun ist es ja aber gerade im Netz oftmals so, dass sich Antipathien rasch hochschaukeln und irgendwann die Verhältnismäßigkeit nicht mehr stimmt. Denn sind wir doch mal ehrlich: Nur weil ich eine Meinung nicht teile, bedeutet das nicht, die Person für das Geleistete nicht respektieren zu können. Keine Ahnung, vielleicht bin ich auch einfach nur alt, aber ich wünsche mir ein friedliches Miteinander mit Menschen und Communities, die mein Hobby teilen.
Ganz kurz noch zu Jörgs Werdegang: Anfang 1994 stieg er als Redakteur bei der PC Player ein. 1997 gründete er die GameStar und blieb dort sieben Jahre lang Chefredakteur. Seit 2009 betreibt Jörg das Onlinemagazin GamersGlobal, außerdem werden ihn einige von euch vom Podcast Spieleveteranen kennen, den er gemeinsam mit Heinrich Lenhardt seit etwa … 2.000 Jahren veröffentlicht. Wir sprechen über die Schulzeit, Kneipengänge und Tennis. Und über die Schwierigkeit, sich heutzutage mit Spielejournalismus über Wasser zu halten. Viel Spaß beim Zuhören…
Ich freu mich drauf. Spannender Gast. Ich hatte auch so meine Erfahrungen mit ihm, hab ihn über die Jahre vor allem über den Spieleveteranen-Podcast sehr schätzen gelernt. Tolles Beispiel für jemanden, der sehr reflektiert mit seiner Vergangenheit umgeht.
Ganz tolles Interview. Ich hatte tatsächlich nie eine negative Wahrnehmung zu Jörg Langer und der Podcast hat das auch in keinster Weise verändert.
Schema F ist eine echte Bereicherung meines Podcast Universums. @Fabu wirst du auch abseits der Gaming Branche Interviews planen?
Danke, danke. Bei der Gästewahl habe ich mich noch nicht wirklich festgelegt.
Das Interview hat bei mir echt nachhaltig nachgewirkt. Allein die Passage über die Selbstanalyse von Gamersglobal ist eine derart spannende Selbstreflexion, wie ich sie (branchenunabhängig) selten gehört habe.
Beispielsweise der Teil über die Schwierigkeit darüber, wie „User Autoren“ mit Kritik bzw. dem Prozess des Redigierens überfordert sind. Ich erinnere mich gut daran, wie es mir bisweilen das Herz zerissen hat, wenn mein mühsam zusammengeklöppelter Sportbericht völlig zurechtgestutzt wurde um noch gerade so in die Spalte des Eckenbrüllers (In der Zeitung der schmale Artikel rechts oben) zu passen. Gerade wenn man für etwas Begeisterung zeigt und seine Worte versucht gut zu wählen, schmerzt das sehr. Das Problem ist… da muss man einfach durch. Wer schreibt, wird redigiert. Das ist leider so und zu Beginn wird man sehr, sehr viel redigiert.
Wenn ich mir vorstelle, dass man diesen Prozess immer und immer wieder mit entusiastischen Schreiberlingen durchgehen muss. Hut ab, dass man da am Ball bleibt.
Hmm. Will ja eigentlich mit meinem ersten Post in der Community nicht direkt rumnörgeln, aaaaaber…
irgendwie hatte ich mir mehr von dem Gespräch mit Jörg erhofft.
Z.B. ein Gespräch.
So waren es letztlich immer nur kurze Stichpunkte/Fragen von Fabu und dann lange Antworten darauf von Jörg.
Die waren natürlich schön und interessant, aber auch nichts wirklich Neues.
Und zumindest zwei Themen waren mir direkt bei der Überschrift „Fabu spricht mit Jörg Langer“ direkt vor dem geistigen Auge:
Es gab da diesen Tweet in 2012. Lange her. Aber gab’s mittlerweile sowas wie eine Aussprache? Wenn nein, hätte die hier gut gepasst. (Wenn ja wäre ein Verweis drauf wenigstens gut gewesen). So im Sinne von „Auf ein Altbier/10 Jahre klüger“. Oder kommt das im Februar? Dann wären’s exakt 10 Jahre
Die Frage Wie schwierig ist es journalistische Formate oder sagen wir konkret „Webseiten die sich mit Spielen beschäftigen“ zu finanzieren. Betrifft m.E. irgendwie beide. Von daher hätte ich hier mehr Meinungsaustausch interessant gefunden.
Vielleicht aber auch eine Fehleinschätzung des Formats „Schema F“ meinerseits.
Aber ich denke da wäre viel Stoff für coole Diskussionen gewesen.
Schließlich noch eine Kleinigkeit: die beiden Überschriften
„Jörg Langer: das Limitierende ab 35 ist die Zeit“ sowie "Viel von meinem Habitus bei GameStar war auch das Übertünchen von Unsicherheit.”.
Diese Zitat-Auswahl hat für mich irgendwie diesen Yellow Press Touch: „wir suchen uns aus einem Interview diejenigen Zitate die am kontroversesten klingen raus und machen die zur ÜBerschrift, selbst wenn sie mit dem Interview-Inhalt nur wenig zu tun haben und dort ganz anders klingen.“
Finde ich unnötig. Wenn ich irreleitende Überschriften will, hilft mir gamestar.de gerne weiter
Aber genug genölt. Immerhin war der Post derjenige, der mich vom Zaungucker zum „You’re WASTED“ gemacht hat. Hätte ich mal lieber direkt beim „Fifa 23“ Test gemacht. Der war saucool
Danke fürs Feedback. Die Kritik kann ich gut nachvollziehen. Dass ich das Tweet-Thema im Cast ausgespart habe, war womöglich ein Denkfehler von mir. In meiner Kontaktmail an Jörg sprach ich es an, schilderte es aus meiner Sicht und bat darum, mit dem Schwamm drüber zu gehen. Und dann war die Sache quasi abgehakt. Im Nachhinein betrachtet hätte ich es kurz im Cast thematisieren sollen, um den Elefanten aus dem Raum zu schaffen.
Und mit dem Diskutieren hast du ebenfalls recht. Ich bin aber selbst noch dabei, mich ins Format hineinzufinden. Der Sweetspot zwischen Savespace und kontroverser Diskussion muss noch gefunden werden. Das Ding ist: Es ist mir extrem wichtig, dass der Gast sich wohlfühlt, um eine Atmosphäre zu schaffen, die Offenheit fördert. Das hemmt mich dann gelegentlich etwas, kontroverser zu werden. Manche Aussagen lasse ich aber auch bewusst für sich stehen, da ich weiß, dass es eine verbreitete gegenteilige Meinung gibt, die meine Stimme in dem Moment gar nicht benötigt. Ach, keine Ahnung. Kurz: Feedback kam an.
Hmm, das sehe ich hier etwas anders. Ich finde die Zitate nicht reißerisch, sondern ziemlich normal/menschlich. Bei „Zynga sind Verbrecher!“ oder so hätte ich dir zugestimmt.
Volle Zustimmung! Das mit dem reinfinden ist bestimmt nicht leicht.
Zumal Perlen wie „The Pod“ oder der angesprochene Hotel Matze Podcast die Messlatte natürlich verdammt hoch hängen. Insbesondere Hotel Matze ist ja irgendwie der Goldstandard in Sachen „wir holen durch schlaue Fragen spannende Dinge aus Leuten raus, von denen der Zuhörer gedacht hat, man wüsste nach 1000 Talkshow Auftritten/Jahren Medienpräsenz eigentlich schon alles über die“. Für die die es noch nicht kennen: Unbedingt empfehlenswert!
Fun Fact:
Jörg Langer kannte ich bis vor kurzem nur als „Bubi hinter Lenhard/Schneider“ bei PC-Player. Erst als ich mir letztes Jahr nach langjähriger 4PLayers-Gefolgschaft traurigerweise etwas neues suchen musste, bin ich wieder auf ihn gestoßen.
Und zwar durch die „Auf einen Whisky“ Folge mit Dir beim anderen Jörg L. Und erst im Nachgang davon wurde mir klar, dass Jörg Langer zum exklusiven Kreis derjenigen gehört, die zwei deutsche Spielemagazine aus der Taufe gehoben und geprägt haben.
Das qualifiziert ihn in meinen Augen als „Blattmacher“ im besten Sinne des Wortes. Und Blattmacher sind irgendwie interessant, gerade Hamburg hat hier historisch ja einiges zu bieten (Augstein/Nannen/Bucerius).
Pointe: die einzige Person, die außer Jörg Langer meines Wissens in Deutschland zwei Spielemagazine gegründet hat, heißt Fabu. (Irgendwas muss bei euch im Hamburg da oben speziell sein… (hat Jörg Langer womöglich Hamburger Vorfahren?))
Und wenn diese beiden Personen reden, dann gib es einfach 1000 spannende Fragen die geklärt werden müssten. (die ersten drei: „Wie, Weshalb, Warum“).
Aber natürlich nachher leicht gesagt: beim ersten Lesen der Überschrift hatte ich das so auch nicht alles umrissen.
Das Schöne ist: Wasted steht ja ganz am Anfang. Und dafür macht es schon verdammt viel richtig: cooles Layout, coole Neue Spiele-Einordnungs-Methoden und vor allem coole Themenauswahl.
Wenn diese Themen schon alle im ersten Monat erschöpfend abgearbeitet worden wären, wär’s ja auch doof. Man muss sich ja noch steigern können. (Und in 5 Jahren kommt Jörg bestimmt nochmal gerne vorbei)
Ich hab jedenfalls Bock und bin dabei (now totally wasted).