Und wir würden da gerne noch ein paar weitere Unklarheiten ausräumen: Was sind überhaupt NFTs? Warum ist plötzlich die Rede von „Play-to-earn“? Und was hat das alles mit dem Metaverse zu tun? Diese Fragen versuchten wir in einer Spezial-Folge von Portfolio Royal zu beantw… naja, wir versuchen sie zumindest anzureißen.

Zu Gast ist Michael Förtsch von 1E9 Michael ist einer der schlauesten Tech-Journalisten des Landes und hat unter anderem für WASTED einer KI beigebracht weltexlusiv FIFA 23 zu besprechen

Mit ihm spricht Christian Schiffer über Ubisofts NFT-Offensive, über libertäre Phantasien und über die heißesten Blockchainspiele.

Über diesen Podcast

Welche Zukunft hat Nintendo? Warum kriselt es bei Paradox? Und wird das Metaversum wirklich die Spielebranche umkrempeln? In Portfolio Royal sprechen Jagoda und Christian über Videospiele, Wirtschaft und Geldanlage. Es dreht sich alles um Trends, Zahlen, Dramen, News und natürlich um die Frage: Wie steht es eigentlich um das WASTED-Community-Depot?

54 Kommentare


Kommentare

  1. Danke für eure ausführliche Diskussion des Themas! Leider finde ich, dass ihr zu wenig kritisch an die Sache herangeht. Ihr habt das zum Ende hin kurz besprochen, dabei habt ihr meiner Meinung nach aber kaum die notwendige Verquickung von Blockchain als Technologie und der sie oft umgebenden Ideologie gesehen.

    Eine Blockchain ermöglicht es die Gültigkeit („Echtheit“) von Transaktionen (oder eben Besitztiteln) zu gewährleisten in einem Umfeld sich misstrauenden Parteien. „Misstrauen“ hier heißt: Die Parteien vertrauen nicht einmal auf staatliche (sprich rechtsstaatliche) oder überstaatliche Institutionen, die ihre Transaktionen und Besitztitel im Streitfall sichern könnten. Oder die Parteien wollen sich dem entziehen - also zB weil sie illegales tun, Drogen- oder Waffen kaufen zB.

    Immer wenn eine Blockchain als Lösung für ein Problem vorgeschlagen wird, muss darum nicht nur gefragt werden, ob das technisch sinnvoll ist, sondern auch, warum das Problem eine Lösung erfordert, die ohne Vertrauen in eine übergeordnete Instanz (Staat, Unternehmen, EU usw.) auskommt.

    Diese Dimension wird auch sofort ersichtlich, wenn man sich alternative Lösungsmöglichkeiten für NFT im Kontext von Gaming anschau. Ubisoft, Facebook und co verkaufen ja auch schon heute digitale Güter. Dafür verwenden sie allerdings zentralisierte und nicht-öffentliche Systeme, nämlich ihre eigenen Datenbanken und Server. Welchen Mehrwert würde hier jetzt die Blockchain bringen? Ihr besprecht ein paar Dinge. Beispielsweise spielübergreifende Gegenstände. Aber wieso braucht es dafür eine Blockchain? Wenn Ubisoft dir eine Knarre in Ghost Recon als NFT verkauft und das einem Dolch im neuen Assassin’s Creed entspricht, dann kann Ubisoft das ganz einfach über klassische Datenbank- und Serverinfrastruktur lösen. Gleiches gilt für die Idee der Governance in Spielen. Ihr besprecht, dass DAOs dafür hilfreich seien. Genau das ließe sich aber auch über zentralisierte, klassiche Systeme lösen - von Ubisoft bereitgestellt. Ich sehe nicht, was eine Blockchain dem hinzufügen könnte. Und schließlich sprecht ihr über virtuelle Ökonomien. Michael sagt dazu, Blockchain würde es ganz einfach machen, so etwas umzusetzen. Wahrscheinlich ist eher das Gegenteil der Fall. Blockchains sind langsam und energetisch massiv ineffizient (und das wird wohl auch so bleiben, schließlich basiert ja auf dieser Ineffizienz ihre Fälschungssicherheit) - ein zentrales System, dass in einem Rechenzentrum abläuft könnte eine virtuelle Spielökonomie viel schneller abwickeln. Dafür gibt es ja auch Beispiele, wie etwa EVE online.

    Ich meine, NFTs sind ein weiteres Buzzword im Tech-Bullshitbingo. Unternehmen wie Ubisoft und Facebook hoffen damit neue Verwertungsmöglichkeiten zu schaffen - mit zweifelhaften Nutzen für die Spielerinnen. Da sollten Journalistinnen wesentlich nüchterner an die Sache herangehen. Ich glaube, die Unternehen und Akteur*innen im Blockchain-Zirkus wissen teilweise selber gar nicht, was ihnen diese Technologie bringen soll.

    Christian sagt irgendwann im Podcast, dass wir im Internet ja eigentlich starke Zentralisierungstendenzen beobachten. Blockchain-Systeme stünden dem entgegen. Der zweite Teil der Einschätzung ist falsch, glaube ich. Ein Platform-Monopolist wie Facebook (Meta) hat nicht Interesse an Blockchain-Technologie, weil sie dezentralisiert ist, sondern weil sie ihm verspricht sich dem Zugriff des Gemeinwesens und der Staaten zu entzieht. Die Probleme um die Regulierung sozialer Medien, bzw. Platformen, in den letzten Jahren zeigen, dass wir als Gesellschaften diese Art von Infrastrukturen nicht haben wollen sollten.

    So. Ich hoffe, das eignet sich als Diskussionsauftakt.

    Bin gespannt auf einen zweiten Teil! Vielen Dank für eure Arbeit und viele Grüße, K

  2. Wie ich schon auf Twitter schrieb: Anzünden! Alles anzünden! Also… diesen ganzen Blockchain Kram und nicht diesen Podcast. Der ist sehr schön geworden. Aber alles in allem empfinde ich sowohl die Technik als auch die Ideologie hinter diesem Phänomen als maximal gruselig und schließe mich hier gerne den Einlassungen von @kastenbutt an. Meinem Gefühl nach - mehr ist es mangels Verständnis ehrlicherweise nicht - macht sich hier etwas breit, das schon aus seiner Grundidee heraus auf Chaos ausgerichtet ist und ganz ehrlich: Auf den Albtraum eines entfesselten Anarcho-Libertarismus wie weiland in Bioshock habe ich keinen Bock.

    (Kann Spuren von Polemik und Übertreibung enthalten. Bitte nicht zu ernst nehmen)

  3. Herzlich willkommen! :slight_smile:

    Ich glaube nicht, dass ich das gesagt habe oder ich habe ich missverständlich ausgedrückt, denn ich habe eine exakt gegenteilige Aufassung. Es doch offensichtlich, dass wir beispielsweise im Bereich verschiedener Kryptowährungen eine Zentralisierung haben, die wir im Fiat-Geldsytem nicht haben. Im Kryptosystem ist es bisweilen ein gelangweilter Millliärdär der mit den Märkten Katz und Maus spielt. Mehr Zentralisierung geht kaum.
    Ich glaube auch, dass die libertäre Ideologie eng mit der Kryptowelt verwachsen ist, das haben wir auch angesprochen. Ich empfehle dazu auch den verlinkten Seemann-Artikel in den Shownotes. Dennoch erscheint es mir sinnvoll, ersteinmal die die technischen Hintergründe zu erklären, damit wir überhaupt wissen, wovon wir überhaupt sprechen. Klar hätte man hinten raus nochmal eine halbe Stunde Kritik an die 90 Minuten dranhängen können, aber das sparen wir uns fürs nächste mal auf :slight_smile:

  4. Ich hab generell das Gefühl, dass sich Menschen zu wenig mit der Technik sowie dem Thema Finanzen beschäftigen. Wenn das beides jetzt auch noch zusammen kommt… Aufklärung ist auf jeden Fall wichtig.

  5. Sowohl Christian als auch ich wären eigentlich gerne noch mehr auf die hinter der Blockchain stehenden Ideologien und philosophischen Denkmuster eingegangen, die wir, wie zumindest gestriffen, durchaus einige sehr negative Aspekte aufweisen. Aber das hätte wohl den Rahmen des Podcasts als auch – wir waren beiden zum Zeitpunkt der Aufnahme etwas malat – unsere Konzentration gesprengt.

    Tatsächlich wäre die Historie der Blockchain, der Cypherpunk-Bewegung und des darin verankerten Liberalismus, Anarcho-Kapitalismus, des Staats- und Obrigkeitsmisstrauens einen eigenen Podcast wert. Wobei ich nicht sicher bin, ob ich da wirklich der richtige Gesprächspartner wäre. Ich kenne zwar die Geschichte der ersten Cypherpunks, der Crypto-Wars, David Chaums Ecash usw., aber nicht so in-depth wie andere.

    Das kommt ganz darauf an, wie weitgehend die Nutzung der NFTs ausfallen wird/soll. Aber ein Vorteil – und ein ziemlich langweiliger eigentlich – ist, dass Ubisoft niemanden auf seine Server zugreifen lassen muss, wenn etwa eine Kooperation mit anderen Entwicklern – beispielsweise Metaversen wie Decentraland, The Sandbox etc. pp. oder auch Fortnite – stattfindet und Ubisoft seinen „Kunden“ dort dennoch etwa besondere Kostüme oder Items zukommen lassen will.

    Dazu ist eine Blockchain natürlich auch einfach persistenter. Wenn alle Server von Ubi offline gehen, ist die Blockchain dennoch noch da. Aber der größte Vorteil ist schlichtweg, dass Ubisoft keine eigene Infrastruktur schaffen muss, sondern einfach die Infrastruktur der Blockchain nutzen kann, die schon vorhanden ist. Das trifft vor allem auf DAOs zu, die sich mit Smart Contracts schaffen lassen, nicht (oder zumindest nur schwer) offline gehen oder manipuliert werden können.

    Sicher. Irgendwie kann all das auch ohne Blockchain gemacht werden. Das sage ich im Podcast mehrfach. Aber es wäre wohl ein großer Aufwand. Und natürlich ist das für Ubisoft auch ein technologisches Experiment. Das sagen sie ja sogar selbst.

    Das ist so nicht richtig. Das hängt nämlich jeweils von der Blockchain ab und da gibt es gigantische Unterschiede. Solana ist mit (je nach Analyse) 65.000 tx/s/100.000 tx/s etwa eine massiv schnelle Blockchain. Und nicht die Ineffizienz bedingt die Fälschungssicherheit, sondern die Vertrauenswürdigkeit. Und die kann durch „Aufwand“ (wie im Falle von Proof of Work), „Einsatz“ (Proof of Space / Time) oder, wie bei vielen modernen Blockchains, „Anteil an der Ökonomie)“ (Proof of Stake) geschehen.

    Ob ein Rechenzentrum eine Ökonomie schneller und effizienter simulieren könnte, das hängt von der Art der Ökonomie ab, würde ich sagen.

    Das kann man derzeit nicht beweisen, aber ist mit Sicherheit richtig.

    Ich glaube, da hast du dich verhört oder ihn missverstanden.

  6. Avatar for Adrian Adrian says:

    Aber ist es skalierbar? Wird es mit der Zeit langsamer oder kann es gar nicht schneller werden? Es heißt ja, dass VISA 24.000 schafft (ca. das 20x was im Schnitt benötigt wird), aber VISA wird es skalieren müssen. Bei Banksystemen ist ja ohnehin nicht die Hardware oder die Protokolle der Flaschenhals, sondern die Auflagen und Kontrollen.

    Wieso ist das ein Problem für Ubisoft, aber für z.B. Steam ist das keines? Dafür gibt es ja APIs, Schnittstellen usw. Blockchain ist ja perse nicht Sicherer als andere Alternativen. So wirklich den Vorteil sehe ich da nicht, abseits davon dass es halt technisch alles interessant ist.

  7. Ja, jedenfalls wenn man nach dem geht, was in dem Fall das Whitepaper von Solana sagt. Aber selbst dann gibt es Möglichkeiten eine Blockchain zu skalieren. Sidechains beispielsweise, die schon jetzt Bitcoin und Ethereum skalieren. Das wären etwa das Lightning und Liquid Network, Polygon, Optimism und einige weitere. Das Lightning Network schafft beispielsweise 1 Million Transaktionen pro Sekunde.

    In dem Fall wäre das kein Problem für Ubisoft - abgesehen davon, dass man jemanden in das eigene Netzwerk lassen muss -, aber ein Vorteil für den Nutzer. Der muss seinen Ubisoft-Account nicht mit dem Account eines weiteren Dienstes verkoppeln - und fürchten, dass da eventuell Daten weitergegeben werden - , nur um dort dann ein paar lustige Skins zu nutzen.

  8. Avatar for Adrian Adrian says:

    Das ist aber bei einer Blockchain prinzipiell nicht anders (nicht jede Blockchain ist public, oder jeder gleichberechtigt usw.) und dafür gibt es wie gesagt Schnittstellen, da braucht niemand Zugriff auf deren Netzwerk.

    Das ist für eine Blockchain aber nicht zwangsweise anders. Ein Wallet ist auch nichts anderes als eine andere Form eines Useraccount.

    Also ich sehe hier in der Diskussion nicht, was der wirkliche Vorteil wäre, weil es mit „klassischen“ Lösungen genauso gut und teilweise besser gelöst werden kann. Da müssen schon ordentlichere Argumente kommen als „Blockchain!!!“. Und die vermeidlichen Nachteile von altgedienten Datenbanken sind in der Blockchain erstmal genauso gegeben (Datenzugriff und Weitergabe). Da muss ich @kastenbutt und dem CCC schon zustimmen, dass die meisten Blockchain anwenden, eigentlich keinen größeren Zweck haben als eine Blockchain zu sein.

Setze die Diskussion fort auf community.wasted.de

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